Verbesserung der Ermüdungsfestigkeit von Reintitan durch thermomechanische Behandlung
Ansprechpartner: M. Sc. Nafiseh Ghavidel
Die vorliegende Studie untersucht den Einfluss einer thermomechanischen Behandlung (TMT) auf das Ermüdungsverhalten von kommerziellem Reintitan (CP-Ti), mit besonderem Fokus auf Bedingungen, die dynamische Reckalterung (DRA) begünstigen.
DRA entsteht durch die Wechselwirkung zwischen beweglichen Versetzungen und diffundierenden Legierungselementen und kann unter bestimmten thermischen Bedingungen und Dehnraten die mechanische Festigkeit erhöhen. Die TMT wurde sowohl mit konstanter als auch mit schrittweise gesteigerter, zyklischer Belastung durchgeführt, um günstige Versetzungsstrukturen durch DRA zu erzeugen. Der schrittweise TMT-Ansatz stabilisierte die Mikrostruktur wirksam, insbesondere in Bereichen mit hoher Spannungs-Konzentration bei gekerbten Proben. Diese Methode ermöglichte eine allmähliche Kumulation plastischer Dehnung, was zu einer gleichmäßigen Verteilung der Versetzungen und einer Reduzierung lokaler Schädigung führte. Mikrostrukturelle Untersuchungen mittels Elektronenmikroskopie bestätigten das Auftreten von Versetzungsknäulen, planaren Gleitbändern und Wechselwirkungen zwischen Gleitung und Zwillingen – typische Merkmale des DRA-Mechanismus. Diese mikrostrukturellen Merkmale stehen in engem Zusammenhang mit einer verbesserten Ermüdungsfestigkeit, da die modifizierte Versetzungsstruktur die Widerstandsfähigkeit des Materials gegenüber Rissinitiierung und -ausbreitung erhöht. Besonders in gekerbten kann die TMT mit DRA zur Immobilisierung von Versetzungen beitragen und so die mikrostrukturelle Stabilität lokal verbessert und in Folge eine frühzeitige Rissbildung gehemmt werden.

Zyklisches Spannungs-Dehnungsverhalten und plastische Dehnungsentwicklung in CP-Ti Grad 2 bei 275 °C und einer Frequenz von 0,0004 Hz.

TEM-Aufnahme nach TMT mit charakteristischen mikrostrukturellen Merkmalen des dynamischen Verformungsalterns (DSA): (1) Versetzungsknäule als Hinweis auf lokale plastische Verformung, (2) Jog-Climb-Mechanismus zur Versetzungsblockierung und Verfestigung, und (3) Versetzungsanhäufungen in der Nähe von Zwillingsgrenzen.